Als Jahrestagung des Religion and Science Network Germany (RSNG) zielte die Veranstaltung, die vom 27.09. bis 29.09.2015 in Stuttgart-Hohenheim stattfand, neben der Diskussion des thematischen Schwerpunkts “Zeit in Lebenswelt, Wissenschaft und Religion” auf die Vorstellung neuer interdisziplinärer Projekte, die an dieser Stelle dokumentiert sind. Innerhalb des jeweiligen Projektrahmens kommt das Thema “Zeit” in spezifischer Weise zur Sprache.
Die einzelnen Projektvideos können über die Playlist angewählt werden.
Projekte mit Zusammenfassungen und als Playlist
Die Evangelische Akademie im Rheinland wird in den kommenden Jahren Schwerpunktthemen bearbeiten. Für den Bereich “Naturwissenschaft und Theologie” wird der Schwerpunkt auf der Anthropologie liegen und der Frage, welchen Beitrag der christliche Glaube zu dem Verständnis des Menschen geben kann. Für die Bearbeitung dieser Frage sollen vor allem auch phänomenologische Theorien in die Diskussion einbezogen werden. Dabei lassen sich Zeitqualitäten freilegen, die sich in einem naturwissenschaftlichen Setting nicht abbilden lassen.
Das Habilitationsprojekt geht davon aus, dass die diachrone Identität von Personen den zeitlichen „Entwurfscharakter“ des Personenbegriffs nur unzureichend abbilden kann. Deswegen muss ein dynamischer Personenbegriff entwickelt werden, der das Werden von Personen ernst nimmt.
Für den psychisch Erkrankten kann es zu den unterschiedlichsten Formen eines Wandels der subjektiven Zeitlichkeit kommen: von Beschleunigung bis zur Verlangsamung, von der Fragmentierung über das Einfrieren der Zeit bis hin zum vollständigen Entgleiten der subjektiven Zeitlichkeit. Für den anderen, der mit der Erfahrungswelt und den Äußerungen eines psychisch Erkrankten konfrontiert ist, ist es eine Unterbrechung seines selbstverständlichen Umgangs mit Menschen, das Scheitern der Kommunikation, das Misslingen vorsprachlichen, zwischenleiblichen Handelns, das Zerbrechen von Konsens und Sittlichkeit.
Im Anschluss an Kant ist die Frage interessant, wie viele Zeitauffassungen zulässig sind. Ist es eine bestimmte Form der Zeit, die Erkenntnis ermöglicht, sind es multiple Zeitformen, die verschiedene Erkenntnisse ermöglichen? Und: Welche Funktion haben Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft?
Der Beitrag vergleicht Bezeichnungs- und Ausdrucksmittel von Religion und Naturwissenschaft unter semiotischen Gesichtspunkten und erläutert Korrelationen zwischen beiden Sprachspielen auf subjektiver Ebene am Beispiel unterschiedlicher Zeitauffassungen.
Grundlage der Präsentation ist das Projekt „Eschatological Images in Contemporary Times“, in dem die heutige gesellschaftliche Rezeption eschatologischer Motive mit ihrem ursprünglich biblischen Verwendungskontext verglichen wird, um so nach einer heute tragfähigen, christlich fundierten Eschatologie zu fragen.
Vogelsang: Was ist der Mensch? Unsere Existenz zwischen Wissenschaft und dem Glauben an Gott
Jaskolla: Das dynamische Selbst im Spannungsfeld von Philosophie und Psychologie
Pacyna: Zur Phänomenologie der Zeit
Stahlberg: Über Korrelationen zwischen naturwissenschaftlichen und religiösen Deutungsmustern
Becker: Jenseits der Zeit? Zur Verinnerweltlichung des christlichen Zeitverständnisses
Vogelsang, Losch, Peitz: Ökumenisches, interdisziplinäres Internetangebot
Außerhalb der Zeit-Thematik stellen Frank Vogelsang, Andreas Losch und Heinz-Hermann Peitz am Ende der Playlist ihre interdisziplinären Onlineangebote vor.
Die Hauptvorträge der Tagung
Heinz-Hermann Peitz (Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart) und Tobias Müller (Hochschule für Philosophie München) eröffnen die Tagung "Zeit in Lebenswelt, Wissenschaft und Religion" (Jahreskongress 2015 des Religion and Science Network Germany)
Das tiefste Geheimnis der Physik ist in der Tat: Die Physik ist zeitsymmetrisch, die Natur ist es nicht. Lösung liegt in den Rand- und Anfangsbedingungen.
Ausgangspunkt ist die Vorstellung eines 4-dimensionalen sog. Blockuniversums, Grössl selbst argumentiert jedoch für einen 3-Dimensionalismus mit offener Zukunft, weil weder menschliche Willensfreiheit noch die Personalität und Freiheit Gottes mit einem Blockuniversum vereinbar sind.
Zeit ist neben Raum und Leben ein Fundament des Wirklichen. Zeit ist das Beständige, das Sein der Welt, obwohl Zeit auch die Welt als vergänglich, als flüchtig charakterisiert. Zeit ist logisch widersprüchlich, aber dennoch real.
Herkömmliche Zeitdispositive haben sich aufgelöst zugunsten eines Ereignisdispositiv, der "ereignisbasierten Verzeitlichung von Leben und Welt in der Gegenwart".
Die Ähnlichkeit von theologischen und naturwissenschaftlichen Zeitvorstellungen liegt im Übergang von Möglichkeit zur Wirklichkeit. Unterschiede liegen in der Art des Möglichkeitshorizonts.