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- Die methodische Bestimmtheit der Naturwissenschaften - 28. September 2012
Die methodische Bestimmtheit der Naturwissenschaften.
Grundlegende Überlegungen und deren Konsequenz
Vortrag auf der RSNG-Jahrestagung “Methode und Reichweite der Naturwissenschaften”, 28.-30.09.2012
Tagungszentrum Stuttgart-Hohenheim
Einige Thesen aus dem Vortrag
Der Erfolg der Naturwissenschaften führte zu der These, dass nur Naturwissenschaften die Wirklichkeit in ihrem Wesen erfassen können und dass alles auf fundamentale Level (meist Physik) reduzierbar ist. Dies ist kritisch zu hinterfragen.
Wichtige Punkte einer wissenschaftsphilosophischen Analyse:
- Unterscheidung von verschiedenen Sprachebenen (Objekt-, Meta- und Parasprache)
- Eruierung von konstitutiven Bedingungen des naturwissenschaftlichen Ansatzes (Auswahl der Fragestellung, Ceteris-Paribus-Bedingungen, Verwendung von Modellen).
- Einordnung der Reichweite der naturwissenschaftlichen Erklärung.
Die im Vortrag genannten Aspekte sind konstitutive Bedingungen für den Erfolg der Naturwissenschaften. Gleichzeitig schränken sie aber die Reichweite der naturwissenschaftlichen Erklärung ein:
- Einschränkung auf bestimmte Aspekte durch
Fragestellung - durch Idealisierung der Modelle und durch den
Ausschluss anderer Kausalfaktoren (Ceteris-
Paribus-Bedingungen).
Charakterisierung der naturwissenschaftlichen Perspektive als Fazit:
Naturwissenschaften charakterisieren in ihren Beschreibungen – ihren Fragestellungen und Zwecken gemäß – bestimmte Aspekte der Wirklichkeit, die von den jeweiligen Methoden abhängig sind.
Beiträge der Tagung
Tobias Müller benennt Aspekte, die den Erfolg der Naturwissenschaften bedingen, gleichzeitig aber auch die Reichweite der naturwissenschaftlichen Erklärung einschränken. Danach charakterisieren Naturwissenschaften in ihren Beschreibungen bestimmte Aspekte der Wirklichkeit, die von den jeweiligen Methoden abhängig sind.
Gegenüber einer Auffassung, in der die Lebenswelt als oberflächlich, die Wissenschaft als wesentlicher Zugang zur Wirklichkeit verstanden wird, bringt Hans-Dieter Mutscher den Primat der Lebenswelt zur Geltung.
Mathias Gutmann fragt (anhand der Beispiele "Evolution" und "Genetik") danach, welchen Sitz im Leben die Biologie hat, in welcher Weise man von lebensweltlichen Bestimmungen zu wissenschaftlichen Bestimmungen kommt und welche Konsequenzen dieser Weg für die Geltung wissenschaftlicher Aussagen hat.
Stefan Bauberger ist einerseits fasziniert vom Erfolg der Physik in ihrer objektivierenden und verallgemeinernden Methode. Gleichzeitig weist er aber auf die Kompatibilität mit anderen Perspektiven der Betrachtung hin. Dabei versteht Bauberger Subjektivität und Besonderheit nicht als Erkenntnisdefizit, sondern als alternative Erkenntnisform.
Nach William Grassie muss die neue evolutionäre Kosmologie (die "große Geschichte") frühere religiöse Kosmologien ersetzen. Diese können nach wie vor metaphorisch und metaphysisch interpretiert werden, nicht jedoch buchstäblich als Schilderung realer Ereignisse. In der "Großen Geschichte" findet Grassie phantastische Anknüpfungspunkte für Transzendenz.
Wer, was, wann und wo? Eine wichtige Funktion der RSNG-Jahrestagung besteht im Kennenlernen bestehender und neuer interdisziplinärer Projekte sowie deren Vernetzung. Vor allem Nachwuchswissenschaftler haben Gelegenheit, ihre Vorhaben mit erfahrenen Wissenschaftlern auszutauschen.