Oder: Was den Menschen zum Menschen macht
23. – 24. Juni 2007, Weingarten (Oberschwaben)
Als Inbegriff von Identität, Personalität und Freiheit garantierte die Seele das unterscheidend Menschliche. Doch das geisteswissenschaftliche Deutungsmonopol über die Seele ist eingebrochen. Mehr und mehr seelische Vermögen werden nun naturwissenschaftlich zugänglich. Um den Menschen zu erklären, scheint die Seele überflüssig.
Mehr noch! Die unmittelbare Erschaffung der Seele durch Gott ist Zündstoff im interdisziplinären Dialog: Was erklärt der göttliche Funke, das nicht schon durch Evolution oder elterliche Zeugung natürlich erklärt werden kann?
ReferentInnen
Prof. Dr. Regine Kather
Philosophisches Seminar der Universität Freiburg. Gastprofessur an der Universität Cluj-Napoca/ Klausenburg (Rumänien). Schwerpunkte: Natur- und Wissenschaftsphilosophie, Anthropologie, interkulturelle Philosophie
Prof. Dr. Hans-Dieter Mutschler
Natur- und Technikphilosoph an der Hochschule Ignatianum in Krakau. Schwerpunkt ist die kritische Beschäftigung mit dem Grenzgebiet zwischen naturwissenschaftlichem und christlichem Weltbild
Prof. Dr. Amei Lang
Institut für Vor- und Frühgeschichtliche Archäologie der Universität München. Schwerpunkte im interdisziplinären Dialog: Religionswissenschaften, evolutionäre Anthropologie, Biologie
Prof. Dr. Josef Quitterer
Institut für Christliche Philosophie der Universität Innsbruck. Gastprofessuren an der University of New Orleans, Phil.-Theol. Hochschule St. Georgen / Frankfurt und der Pontificia Università Gregoriana. Schwerpunkte u.a. Wissenschaftstheorie und Anthropologie
“Beseelung ist der begriffliche Rückverweis auf das menschliche Unbegriffensein und das göttliche Inbegriffensein eines jeden Menschen.” (Ulrich Lüke)
Die Beiträge der Tagung in voller Länge:
Fasst man den Begriff der ‚Seele’ im Sinn von Aristoteles als dasjenige Prinzip der Lebewesen, das ihre spezifischen Leistungen ermöglicht, dann kann man von einer ‚Beseeltheit der Natur’ sprechen, die natürlich graduell sein wird.
Fasst man Seele als Inbegriff von Identität und Personalität, ist archäologisch gesehen 'Bestattung' als ein identitäts- und personenbezogener Vorgang ein Hinweis auf Beseelung.
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die Annahme einer Seele bei Aristoteles keineswegs einen Dualismus impliziert. Aristoteles wendet sich ausdrücklich gegen die dualistische Konzeption Platons und lehnt sowohl die Annahme einer unspezifizierten geistigen Substanz als auch die einer konkreten geistigen Entität ab.
Die Frage, ob wir uns angesichts der modernen Wissenschaften von der ‚Seele’ verabschieden müssen, zielt allein auf die Geistseele. An der Antwort auf diese Frage hängt nichts Geringeres als der Sinn von Religion überhaupt. Ich möchte daher den Indizien nachgehen, die meiner Meinung nach auch heute noch für eine Geistseele sprechen.