- Welt und Entweltlichung – Theologisch-systematische Reflexionen - 23. Juni 2012
- Der erweiterte Vernunftbegriff - 28. Juni 2009
Entweltlichung – Verweltlichung
Die Frage nach dem Verhältnis von Welt und Entweltlichung – ein von Papst Benedikt XVI. bei seinem Deutschlandbesuch in Freiburg (September 2011) eingebrachter sperriger Begriff – behandelte in theologisch-systematischer Reflexion Wolfgang Beinert, emeritierter Ordinarius für Dogmatik und Dogmengeschichte (Regensburg). Das Grundproblem (der Theodizee) sei nicht, dass es überhaupt Tod, Leid und Böses in der Welt gebe, sondern dass der Schöpfer sie so eingerichtet habe (dass es also kein Paradies gibt). Die Kirche stehe im Dienst der Erlösung der Welt vom Bösen im Vertrauen auf das Wirken des Geistes Gottes. Was dabei jeweils als Gutes zu tun und als Böses zu lassen sei, müsse unter den jeweiligen Umständen „jedes Mal neu austariert“ werden als Ergebnis weiser Unterscheidung (der Geister). Nicht zuletzt in den „Zeichen der Zeit“ lasse sich das Wirken des Geistes erkennen. Den Begriff der Entweltlichung hielt Beinert für äußerst problematisch. Kirche und Welt stünden sich nicht wie gut und böse gegenüber, schon gar nicht nach den Enthüllungen der Missbrauchsvorfälle in der Kirche selbst. Gottes Inkarnation in Jesus Christus bezeichnete Beinert geradezu als „Verweltlichung Gottes“, die bis an die Grenzen gehe (Paulus: Gott hat Christus „zur Sünde gemacht“, allerdings nicht zum Sünder).
Der Vortrag ist Teil der Tagung “Im Diesseits gefangen?“, 23.-24. Juni 2012, Tagungszentrum Hohenheim.
Die Beiträge der Tagung
Schöpfung, so Georg Steins, sei ein politisch-moralischer Diskurs, ein „Schrei nach Gerechtigkeit“ im umfassendsten Sinn angesichts verbreiteter Ungerechtigkeit. Es gehe um Erlösung als Neuschöpfung des Himmels und der Erde.
Dirk Evers deutet an, dass der entgötterte Himmel zwar zu unseren Lebensfragen schweige, er schaffe aber „zugleich Raum für ein Weltverständnis, das das Diesseits von innen heraus als gottoffen verstehen kann“.
Der Mensch wird nach Jörg Splett nicht zum Opfer und Nahrungsgeber für die Götter erschaffen (wie in Mesopotamien), sondern um seiner selbst willen; eine aus Nichts ins Sein gerufene Freiheit zur Liebe.
Nur wenn das menschliche Leben durch seine Selbstüberschreitung in seinen transzendenten Grund zu charakterisieren ist, könne – so Kather – Unsterblichkeit im Sinn eines ewigen, der Zeit enthobenen Lebens gedacht werden.