- Vom Tierreich zum Menschen - 23. Juni 2007
Amei Lang
Vom Tierreich zum Menschen – Beseelung aus evolutiver Sicht
Vortrag auf der Tagung “Abschied von der Seele?“, Weingarten 23.-24. Juni 2007
Will man versuchen, “Beseelung” als evolutiven Prozess archäologisch zu erfassen, so muss zunächst Seele definiert werden. Fasst man Seele als Inbegriff von Identität und Personalität, ist Bestattung als ein identitäts- und personenbezogener Vorgang ein klarer Hinweis auf Beseelung. Zu bedenken ist dabei, dass es aber auch Bestattungsformen gibt, die archäologisch nicht nachweisbar sind.
Dieser Beitrag ist Teil der Tagung “Abschied von der Seele?“.
Die Beiträge der Tagung in voller Länge:
Fasst man den Begriff der ‚Seele’ im Sinn von Aristoteles als dasjenige Prinzip der Lebewesen, das ihre spezifischen Leistungen ermöglicht, dann kann man von einer ‚Beseeltheit der Natur’ sprechen, die natürlich graduell sein wird.
Fasst man Seele als Inbegriff von Identität und Personalität, ist archäologisch gesehen 'Bestattung' als ein identitäts- und personenbezogener Vorgang ein Hinweis auf Beseelung.
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die Annahme einer Seele bei Aristoteles keineswegs einen Dualismus impliziert. Aristoteles wendet sich ausdrücklich gegen die dualistische Konzeption Platons und lehnt sowohl die Annahme einer unspezifizierten geistigen Substanz als auch die einer konkreten geistigen Entität ab.
Die Frage, ob wir uns angesichts der modernen Wissenschaften von der ‚Seele’ verabschieden müssen, zielt allein auf die Geistseele. An der Antwort auf diese Frage hängt nichts Geringeres als der Sinn von Religion überhaupt. Ich möchte daher den Indizien nachgehen, die meiner Meinung nach auch heute noch für eine Geistseele sprechen.