Luchse, Wölfe und Bären sind in Deutschland wieder heimisch geworden – faszinierend für die einen, bedrohlich für die anderen. Da Deutschland vorwiegend Kulturland ist, sind Interessenskonflikte vorprogrammiert. Kann eine neue theologische Sicht auf die Tiere zur Problemlösung beitragen?
Dazu muss zunächst die Tiervergessenheit unserer derzeitigen Theologie überwunden werden, um dem Eigenwert unserer Mitgeschöpfe angemessenen Raum zu gewähren. Daraus könnte eine Tierethik erwachsen, die mehr erbringt als eine abstrakte ökologische Verantwortung.
Zusammen mit einer Bestandsaufnahme der Konflikte und ethischen Positionen sowie einer möglichen Neuorientierung agrar-ökonomischer Rahmenbedingungen kommt die Online-Tagung “Rückkehr der Wildtiere”, 4.-5. Dezember 2020, zu dem Schluss, dass eine Koexistenz von Wild- und Weidetieren möglich und geboten ist.
Die Beiträge der Tagung
"Mut zur Wildnis!" ist eine Antwort von Regine Kather auf das rasante, vom Menschen ausgelöste Artensterben und die Notwendigkeit des Naturschutzes. Doch was verstehen wir eigentlich unter Natur? Wer gehört dazu, wer ist unerwünscht? Wen also wollen wir schützen? Und warum?
Simone Horstmann entwickelt ihre Theologie der Tiere methodisch aus einer religionskritischen Perspektive heraus und ex negativo aus den bisherigen kirchlichen Verlautbarungen, die von der Instrumentalisierung der Tiere als "unvermeidbare Grundkategorie" ausgehe. Gegenüber einer Außensicht der Tiere plädiert sie für eine Berücksichtigung der Innensicht und eine verstehende Öko-Theologie.
Nach einer Bestandsaufnahme der Konflikte um Wild- vs. Weidtieren sowie verschiedener Positionen der Umweltethik betont Potthast die Schutzwürdigkeit beider Tiergruppen gleichermaßen. Mit neuen agrar-ökonomischen Rahmen sei eine Koexistenz von Wildtieren und extensiver Weidewirtschaft möglich und wichtig.