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Schöpfung als Gewollt- und Geliebtsein

Jörg Splett: „Dem Menschen ist sein Leben nichts mehr wert, wenn ihm nichts mehr wert ist als sein Leben.“
Der Religionsphilosoph Jörg Splett (Frankfurt/M.) unterstrich, dass Schöpfung christlich als Werk der Liebe verstanden werde. Der Mensch werde nicht zum Opfer und Nahrungsgeber für die Götter erschaffen (wie in Mesopotamien), sondern um seiner selbst willen als von absoluter, freigebiger Freiheit „aus Nichts ins Sein gerufene Freiheit“ zur Liebe, nicht zum Beliebigen (Kant: Ein freier Wille und ein Wille unter sittlichen Gesetzen ist einerlei). Diesem Ruf könne sich der Mensch aus misstrauischem Kleinglauben verweigern und Gottes Freundschaft verwerfen (Urfall). Real befindet sich der Mensch so zwischen Überheblichkeit und Selbsthass (Pascal). „Wären wir von Natur aus so, wie wir sind, gäbe es keine Hoffnung auf Erlösung, sondern nur auf Erlösung von uns.“ Umgekehrt: „Dem Menschen ist sein Leben nichts mehr wert, wenn ihm nichts mehr wert ist als sein Leben.“ Tapferkeit sei die entscheidende menschliche Tugend. Es gehe bei der Schöpfung nicht nur um das Heil des Menschen, sondern vor allem um Anbetung, Ehre und Lob Gottes. Das christliche Konzept von Erlösung sei ebenfalls von der Liebe her zu denken, wobei durch die Sünde aus der ursprünglich gemeinten „Hochzeit von Himmel und Erde“ jetzt eine „Bluthochzeit“ werde. Christus sei kein „Tugendlehrer“ (Kant, Hegel) und Christsein nicht dasselbe wie menschlich (anständig) sein, sondern bestehe im Bekenntnis zu Jesus als dem Herrn der Welt, der zugleich dient (Fußwaschung). „Sich lieben zu lassen“ (Medium statt aktiv oder passiv) sei die biblisch geforderte Grundhaltung oder das „Wagnis des Glaubens“. Der Mensch, so Splett, habe das Wort, um zu antworten. „Wir haben, was wir haben, um es schenken zu können; wir haben, was wir nicht haben, um es geschenkt zu bekommen.“ Dabei müsse der Zweifel von der Anfechtung unterschieden werden: „Wer das Vertrauen aufgibt, zieht den Zweifel ins Vertrauen.“ Wer zweifelt, storniert sein Vertrauen, „bis du dich gerechtfertigt hast“. Die entscheidende Frage sei: Lassen wir uns erlösen oder nicht? Ohne Gott könne der Mensch sich nicht selbst verstehen, sein Geheimnis als „Heimat in Ihm“.
Der Vortrag ist Teil der Tagung “Im Diesseits gefangen?“, 23.-24. Juni 2012, Tagungszentrum Hohenheim.
Die Beiträge der Tagung
Schöpfung, so Georg Steins, sei ein politisch-moralischer Diskurs, ein „Schrei nach Gerechtigkeit“ im umfassendsten Sinn angesichts verbreiteter Ungerechtigkeit. Es gehe um Erlösung als Neuschöpfung des Himmels und der Erde.
Dirk Evers deutet an, dass der entgötterte Himmel zwar zu unseren Lebensfragen schweige, er schaffe aber „zugleich Raum für ein Weltverständnis, das das Diesseits von innen heraus als gottoffen verstehen kann“.
Der Mensch wird nach Jörg Splett nicht zum Opfer und Nahrungsgeber für die Götter erschaffen (wie in Mesopotamien), sondern um seiner selbst willen; eine aus Nichts ins Sein gerufene Freiheit zur Liebe.
Nur wenn das menschliche Leben durch seine Selbstüberschreitung in seinen transzendenten Grund zu charakterisieren ist, könne – so Kather – Unsterblichkeit im Sinn eines ewigen, der Zeit enthobenen Lebens gedacht werden.