„Würde“ – Konzept der Kultur und Störfaktor in der Tierethik

Suzann-Viola Renninger, Philosophin und Mitglied der kantonalen Zürcher Tierversuchskommission, berichtet, wie und warum der Begriff der «Würde der Kreatur» 1992 in die Schweizer Verfassung aufgenommen wurde und wie sich dies im konkreten Umgang mit Tieren, z. B. bei der Genehmigung von Tierversuchen, auswirkt. Dass man dabei um die «Bürde der Güterabwägung» nicht herumkomme stehe im Kontrast zum fatalen Wunsch nach Objektivität und Messbarkeit des Würdebegriffs.

[fvplayer src=»https://youtu.be/kZrmLhxBb8E» splash_text=»Mit Klick akzeptieren Sie Youtube-Bedingungen» caption=» » chapters=»https://www.forum-grenzfragen.de/uploads/sprungmarken/renninger_2023.vtt» splash=»https://i.ytimg.com/vi/kZrmLhxBb8E/maxresdefault.jpg»]

Zusammenfassung

Eingangs erläutert Renninger die Aufnahme des Begriffs der «Würde der Kreatur» in die Schweizer Verfassung im Jahr 1992 aufgrund einer Volksinitiative. Der damals gewählte Begriff «Würde» war bewusst weit und interpretationsoffen gehalten. Anschließend beschreibt Renninger die Arbeit der Zürcher Tierversuchskommission. Diese hat die Aufgabe, Tierversuche von Universitäten und Forschungseinrichtungen zu überprüfen und abzuwägen zwischen wissenschaftlichem Erkenntnisgewinn und Tierwohl. Die Kommission besteht mehrheitlich aus Veterinärmediziner:innen und Biolog:innen, die Ethik wird von einer Person repräsentiert.

Ein zentrales Thema des Vortrags ist die Unterscheidung zwischen naturwissenschaftlicher und kultureller Sichtweise. Charles Darwin habe mit seiner Evolutionstheorie die biologische Entwicklung der Arten dargestellt, nicht aber die Entwicklung von Werten. Die Würde des Menschen sei ein kulturelles, kein naturwissenschaftliches Konzept. Problematisch sei der Analogieschluss, aus einer kontinuierlichen biologischen Evolution auch auf eine kontinuierliche Entwicklung der Würde zu schließen.

Entsprechend könne auch der fatale Wunsch vieler Naturwissenschaftler:innen, den Würdebegriff messbar zu machen und zu operationalisieren, nicht eingelöst werden. Unauflösbar bleibe ein vernünftiger Pluralismus in der Tierethik und die «Bürde der Güterabwägung».

Das Fachpublikum stellt vertiefende Fragen an den Vortrag, beispielsweise:

  • Frage nach der Abstufung verschiedener Tierarten in Bezug auf die Zuerkennung von Würde (z.B. Säugetiere vs. Insekten)
  • Nachfrage zur Rolle von Emotionalität bei der Einschätzung von Tierleid
  • Frage nach dem Umgang der Kommission mit der Möglichkeit, dass abgelehnte Tierversuche einfach ins Ausland verlagert werden
  • Frage nach der philosophischen Grundlage für das Konzept des Menschen als moralisches Subjekt, der Tiere als moralisches Objekt
  • Nachfrage zur Möglichkeit der Instrumentalisierung von Tieren als moralische Objekte
  • Frage danach, ob anstelle des problematischen Würdebegriffs nicht besser von Eigenwert hätte gesprochen werden sollen

Weitere Beiträge der Tagung

[otw-bm-list id=»99″]

Projektvorstellungen

[otw-bm-list id=»100″]

Subscribe to My Newsletter

Subscribe to my weekly newsletter. I don’t send any spam email ever!