Transhumanismus

von grenzfragen

Der Transhumanismus will die (Lebens-)Möglichkeiten des Menschen mit technischen Mitteln (Nanotechnologie, Gentechnik, künstliche Intelligenz bzw. Superintelligenz etc.) verbessern, was bis zur Überwindung des (bisherigen) Menschseins führen kann. Konkrete Ziele sind eine selbstbestimmte verlängerte Lebens- und Gesundheitsspanne bei optimierten kongnitven, emotionalen und morphologisch-ästhetischen Möglichkeiten. Für Transhumanisten ist der Mensch regelrecht darauf angelegt, die ihm durch evolutionäre Zufälle gesetzten Grenzen aus eigener Kraft zu überschreiten. Die Freiheit zu Autonomie und Selbstbestimmung nähme in dem Maße zu, in dem auch die Evolution durch selbst gewählte Ziele gesteuert würde. Der Transhumanismus schließt den Übergang zu posthumanen Kreaturen nicht aus, die biologische Entitäten sein können, aber auch körperlos in einem „digitalen Cyberspace“ (Stephan Sorgner) existieren können. „Die Grenzen unseres Menschseins“, so Sorgner, „werden … durch die voranschreitende Cyborgisierung gesprengt“.

Kritiker hinterfragen zum einen die behauptete Freiwilligkeit und Selbstbestimmung: “Je mehr Menschen Enhancement-Techniken in Anspruch nehmen, desto größer wird vermutlich der Wunsch werden, auch selbst daran zu partizipieren” (Regine Kather). Tiefgreifender jedoch werden die Veränderungen des Menschenbildes kritisiert. Allen gegenteiligen Beteuerungen zum Trotz basiere der Transhumanismus auf einem dualistischen Menschenbild. Der Körper ist dabei nur das notwendige Mittel für die Entwicklung der biographischen Identität, kein Teil von ihr. Physische Mängel und Begrenzungen sollen soweit wie möglich beseitigt und das Körperbild immer mehr dem Selbstbild angepasst werden.

Der Einfluss des Transhumanismus sollte nicht unterschätzt werden. Obwohl derzeit vermutlich die wenigstens Menschen die Ziele des Transhumanismus teilen, bildet die Vorstellung, dass der Mensch „nichts anderes ist als wozu er sich macht“ (Jean Paul Sartre) für viele die Grundlage ihres Selbstverständnisses. “Akzeptiert man, zumindest implizit, die Prämisse, dass die Verwirklichung des eigenen Lebensplanes die Bedingung der Identitätsfindung ist, dann ist es nicht erstaunlich, dass die Fähigkeit, Leid, Behinderung und Tod in das soziale Leben zu integrieren, gerade in wohlhabenden Gesellschaften alarmierend abnimmt.” (Kather)

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