Der Philosoph Hans-Dieter Mutschler setzt sich mit Argumenten auseinander, welche die Sonderstellung des Menschen relativieren möchten. Das erste Argument sei ein moralisches und sieht in der Sonderstellung den Grund für die Naturzerstörung. Wichgtiger als das erste Argument sei aber das Argument aus der Kontinuität: Insofern die Evolution kontinuierlich bis zum Menschen verlaufe, könne dieser nichts Besonderes sein. Nun weist Mutschler nach, dass sich Kontinuität und – in anderer Hinsicht – Diskontinuität, und damit die Sonderstellung, nicht ausschließen.
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Ausführliche Zusammenfassung
Argumente gegen die Sonderstellung des Menschen
Zwei falsche, aber weit verbreitete Argumente zum Verhältnis von Mensch und Natur sind:
Erstens das moralische Argument, der Mensch habe sich eine Sonderstellung zugesprochen und zerstöre daher die Natur. Die Forderung, der Mensch solle eins werden mit der Natur, ist laut Mutschler falsch: «Die Natur ist kein Paradies, sondern ein Schlachthaus». In der Steinzeit war der Mensch zwar eins mit der Natur, wurde aber oft genug auch ihr Opfer. Nur durch Vernunft kann der Mensch das Naturverhältnis in Ordnung bringen.
Zweitens das theoretische Argument der Kontinuität. Die Evolution zum Menschen verlief kontinuierlich, also ist er nichts Besonderes. Aber Kontinuität und Diskontinuität schließen sich nicht aus. Je nach Betrachtungsweise können Phänomene kontinuierlich und diskontinuierlich zugleich sein.
Starke Emergenz in der Evolution
Kontinuität und Diskontinuität können in der Natur nebeneinander bestehen. Ob etwas kontinuierlich oder diskontinuierlich erscheint, hängt vom Erkenntnisinteresse ab. Um Diskontinuität und damit starke Emergenz in der Evolution aufzuzeigen, muss gezeigt werden, dass es radikal Neues gibt, das sich nicht aus dem Vorangegangenen ableiten lässt.
Beispiele dafür sind der Übergang vom Unbelebten zum Lebendigen, da völlig neue Kategorien wie Funktionen (als Relevanzzusammenhänge in der Biologie) und Werte auftreten. Ebenso das Entstehen von Bewusstsein, Vernunft, Sprache und Moralität. Hier liegen kategoriale Sprünge vor, die eine starke Emergenz belegen.
Deutungen der starken Emergenz
Starke Emergenz kann als simple Eigenschaft der Natur gesehen werden, die nicht weiter erklärbar ist. Besser ist es, sie in eine evolutionäre Metaphysik einzuordnen, wie Peirce und Whitehead das taten. Eine weitere Möglichkeit ist die Deutung im Licht des Glaubens, wo starke Emergenz als Selbsttranszendenz in der Kraft Gottes gesehen wird, wie dies beispielsweise Karl Rahner getan hat. «Das Neue ereignet sich ständig im Sinn einer Creatio Continua. Siehe, ich mache alles Neue, heißt es in der Bibel.»
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