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Geschichtlichkeit und Wissenschaft
Über das Spezifische der Evolutionstheorie
Prof. Dr. Hans Dieter Mutschler, Krakau
Vortrag bei der RSNG-Tagung 2009, 25.-27. September, Tagungszentrum Hohenheim
Unter ‚Geschichtlichkeit der Natur‘ sollte man Prozesse verstehen, die kontingent sind und Neues, d.h. Emergentes produzieren. Richard Dawkins, den man als Prototyp eines reduktionistischen Materialisten ansehen kann, lässt alles durch Gesetze bestimmt sein, wodurch echte Emergenz ausgeschlossen wird. Eine nähere Prüfung seines Ansatzes zeigt aber, dass er sowohl das erste Entstehen von Leben, als auch die emergenten Qualitäten des Menschen nicht in seine Systematik integrieren kann. Es gibt also Emergenz in der Natur.
‚Emergenz‘ kann verschieden verstanden werden: 1) als unerklärliches factum brutum, 2) als subjektives Nichtwissen, 3) als metaphysische Grösse. 1) ist unbefriedigend, 2) trifft nicht unsere Intuitionen, wonach ‚Emergenz‘ etwas Ontologisches sein sollte. 3) lässt sich gut mit der Idee einer ‚creatio continua‘ verbinden. Der Theismus scheint also dem Materialismus klar überlegen.
Das gilt aber nur, solange man nicht den Preis der Evolution berücksichtigt, nämlich die vielen Wesen die jämmerlich zugrunde gehen. Es gibt also ein Theodizeeproblem auf dem Niveau der Natur. Dieses ist, wie beim Menschen, theoretisch unlösbar, fordert vielmehr eine existenzielle Entscheidung.
RSNG 2009 – Auswahl an Beiträgen
Laut Darwin-Biografin Eve-Marie Engels gründen die heutigen Konflikte um Darwinismus und Intelligent Design im 19. Jhdt. Dabei lässt sich Darwin weder atheistisch noch theistisch vereinnahmen.
Laut Michael Gudo erhebt die Frankfurter Evolutionstheorie einen makroevolutiven Erklärungsanspruch mit dem Schlagwort "Evolution ohne Anpassung": Organismen erschließen und gestalten ihre Lebensbereiche selbst nach Maßgabe der Leistungsfähigkeit ihrer Körperkonstruktion.
Unter ‚Geschichtlichkeit der Natur‘ sollte man laut Hans-Dieter Mutschler Prozesse verstehen, die kontingent sind und Neues, d. h. Emergentes produzieren.
Nach Matthias Roser gibt es drei Versuche von Seiten des deutschsprachigen Kreationismus, eine so genannte Schöpfungswissenschaft argumentativ zu begründen.
Ein allen Wirklichkeitszugängen gerecht werdendes Grundverständnis der Wirklichkeit als ganzer bietet eine trinitarisch-theologisch fundierte Kosmologie, die in der Form einer trinitarischen Prozess-Kosmologie im Rückgriff auf Whitehead ausgearbeitet werden kann.