
Kerstin Palm: “Nicht entweder sex oder gender, sondern sex und gender in unentwirrbarer Verflechtung”
Vortrag bei der Tagung “Als Frau geboren oder zur Frau gemacht? Biologische Anfragen an die Genderforschung“, Stuttgart-Hohenheim, 14. März 2016
Die Biologin und Genderforscherin Kerstin Palm unterstreicht den interdisziplinären Charakter der Genderforschung, die von Literaturwissenschaft über Soziologie, Physik, Erziehungswissenschaft, Mathematik, Kulturwissenschaft, Ingenieurwissenschaft usw. eben auch die Biologie integriere. Das “Geschlecht” sei demnach als “psychobiosoziales Phänomen” zu begreifen, wobei die Psyche, das Biologische und das Gesellschaftliche untrennbar ineinandergriffen.
Die Vorstellung, dass die naturwissenschaftliche Methode das einzig wissenschaftlich begründete Wissen über das Geschlecht liefern könne, wertete Palm als “naiv”, und die Auffassung, alle menschlichen Eigenschaften seien ausschließlich biologisch determiniert, kritisierte sie als “Ideologie des Biologismus”.
Zur Vertiefung siehe auch “Genderperspektiven in der Biologie” von Malin Ah-King.
Tagungsüberblick und Einzelbeiträge
Die Plädoyers der Tagung: Mehr Biologie in der Genderforschung auf der einen Seite, eine genderinformierte Biologie auf der anderen Seite und eine Wertschätzung des Genderbegriffs in der Sexualmoral.
Bei der Thematisierung des Geschlechterverhältnisses auf den Begriff "Gender" zu verzichten ist für den Moraltheologen Goertz nur um den Preis einer schlechten Naturalisierung unserer Moral möglich.
Das "Geschlecht" ist für die Biologin und Genderforscherin Kerstin Palm als "psychobiosoziales Phänomen" zu begreifen, wobei die Psyche, das Biologische und das Gesellschaftliche untrennbar ineinandergriffen.