Neue Aspekte im Dialog zwischen Naturwissenschaft und Glaube. Festvortrag beim Jahrestreffen des Cusanuswerkes, 10. Juni 2001
Bereinigte Fronten – gefährdeter Friede. Dialogmöglichkeiten nach Galilei
Verzichtet die Naturwissenschaft auf die großen Sinnfragen, steht sie in einem komplementären Nebeneinander zur Theologie, die sich gerade auf diese Sinnfragen spezialisiert hat. Aber Dialog ist noch mehr als ein solches Nebeneinander.
Wer sagt, was Leben ist?
Wer sagt, was Leben ist? Haben die Humanwissenschaften mit dem ‘Leben’ nichts mehr zu tun? Tatsächlich ducken sie sich weg, als wollten sie nicht gesehen werden. Oder sie laufen den Naturwissenschaften nach. Beides hilft nicht.
Der Streit um die zwei Kulturen
Sofern es einen gemeinsamen Nenner der Kontroversen gibt, geht es um die Einheit der Wissenschaft als einer unverzichtbaren Voraussetzung, um gemeinsame, rational nachvollziehbare Maßstäbe für Forschung durchsetzen und legitimieren zu können. Wer aber bestimmt die Maßstäbe?
Chaostheorie und Theologie
Es ist Vorsicht geboten bei direkten Übergängen zwischen Chaostheorie und Theologie. Es ist entscheidend darauf zu bestehen, dass auch eine weltanschauliche Deutung in keiner Weise zwingend aus der physikalischen Chaostheorie folgt.
Wahrheit in Begegnung – Ein theologischer Versuch
Der wissenschaftlich arbeitende Theologe sieht von der Problematik nicht ab, die allen Konzeptionen von Wahrheit gemeinsam ist, nämlich dass sie (a) nicht eindeutig definierbar ist und (b) eher adjektivisch als substantivisch gebraucht wird (z. B. ein wahres Wort, ein wahrer Freund).
Die Geschichtlichkeit der Natur und die Ungeschichtlichkeit der Naturgesetze
Es scheint, dass die Biologen heute selbstbewusster geworden sind. Viele von ihnen bestehen auf der Eigenständigkeit ihrer Wissenschaft, die mehr sei als eine angewandte, unexakte Physik. So gilt z. B. nach Ernst Mayr: “Das begriffliche System der Biologie ist völlig anders als das der Physik und kann nicht auf dieses reduziert werden.”