Mythos

von grenzfragen

Marduk tötet Tiamat spaltet sie und bildet aus den Hälften Himmel und Erde (Enuma elisch, babylonischer Schöpfungsmythos)

Marduk tötet Tiamat spaltet sie und bildet aus den Hälften Himmel und Erde (Enuma elisch, babylonischer Schöpfungsmythos)

Der Mythos (vom griech.  μῦθος) erklärt, begründet und festigt in bildhafter Sprache die gegenwärtigen Verhältnisse von ihren Ursprüngen her. Die Ursprungsmythen (Kosmogonie, Theogonie und Anthropogonie) ordnen den Menschen in den großen Zusammenhang von Weltall, Erde, Mensch und Transzendenz ein. Der Mythos spricht dabei nicht von historischer Vergangenheit, sondern von archetypischen Grundkonstanten: “Dies geschah niemals, ist aber immer” (Salust).

Bei vielen Mythen wird in einer Art “Subtraktionsmethode” von der vorfindlichen Welt alle Ordnung und Formung abgezogen, bis ein uranfängliches Chaos übrig bleibt: je nach geografischem Kontext eine Urflut oder eine leblose Wüste. Bei der Schöpfung der Welt wird dann der Weg der Subtraktion umgekehrt und aus dem Chaos Ordnung geschaffen.

Aus religionsgeschichtlicher und theologischer Perspektive bezieht das alttestamentliche Schöpfungsdenken zwar orientalische Mythen mit ein, “entmythisiert” diese aber, insofern es – aus der geschichtlichen Gotteserfahrung heraus – an entscheidenden Stellen Veränderungen vornimmt. Auch eine christliche Theologie ist nicht nur zur Integration, sondern auch zur Kritik des Mythos aufgefordert, erst recht angesichts mancher Flucht aus dem Szientismus in eine ‘andere Welt’ des Mythos, die von den Anstrengungen des Denkens entlastet ist.

Quellen: 

Horst Bürkle, Hans-Peter Müller, Karl-Heinz Menke, Art. Mythos, Mythologie, in: Lexikon für Theologie und Kirche, 3. Aufl., Freiburg i.Br. u. a. 1998, 597-605.

Hans Kessler, Evolution und Schöpfung in neuer Sicht, Kevelaer 2009, 42-45.

Synonyme:
Mythologie
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