Zum Darwin-Tag: Interview mit Christian Kummer (“Der Fall Darwin”)

von Christian Kummer SJ

Christian Kummer SJ

Der Jesuit Christian Kummer spricht in dem am 11. Februar 2017 geführten Interview über sein Verständnis von Schöpfung und die Vereinbarkeit mit der Evolutionstheorie. Kummers Weiterentwicklung von TeilhardsGott macht, dass die Dinge sich selber machen” schließt ein deistisches und interventionistisches Eingreifen Gottes aus. Statt eines solchen Theismus bekennt sich Kummer zu einem Pantheismus, den Julia Hoffmann in ihrer Dissertation bei aller Wertschätzung als “Außenseiterposition im theologischen Diskurs” (177f.) einstuft, auch wenn Kummer den Anspruch erhebe, “auf dem Boden des Christentums zu stehen” (178). Hoffmanns Vermutung, “dass sein Votum für den Pantheismus in erster Linie spirituell begründet” ist (178), bestätigt sich im folgenden Interview. Dort wird aber auch deutlich, dass Kummer seinen Pantheismus einerseits gut biblisch begründet (“Mein Pantheismus ist nicht bei Spinoza zu finden, sondern im Kolosser- und Epheserbrief”) und andererseits die Bezeichnung “PanENtheismus” – wenn auch etwas widerwillig – für denkbar hält.

    KUmmer_Fall_DarwinDie Chefetage ist leer, weil er [Gott] ständig bei jedem seiner Geschöpfe ist. Darum kann man im Notfall nicht auf der Chefetage vorsprechen, weil sie gar nicht besetzt ist. … Gott ist ständig bei seinen Geschöpfen, und er ist es ganz … Nicht nur, dass er ganz bei der Sache ist, sondern dass er als der ganze Gott bei seinen Geschöpfen, in jedem seiner Geschöpfe ist. … – ‘Aber, Herr Pater, das ist doch Pantheismus!’ – ‘Ja, hoffentlich’, kann ich da nur antworten. Selbstmitteilung heißt Mitteilung seiner selbst, und nicht nur ein nettes Grußkärtchen davon. Durch dieses Teilhaben an Gott wird das Geschöpf möglich, und für diesen permanenten Schöpfungsakt braucht es den ganzen Gott – ständig und unabdingbar.” (Kummer, Der Fall Darwin, München 2009, 190)