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Was ist eigentlich Technik? Die Frage scheint leicht zu beantworten: ein Rasierapparat dient zum Rasieren, das Radio der Nachrichtenübermittlung, ein Auto, um von A nach B zu gelangen. All dies ist extrem geheimnislos und durchschaubar. Was wir technisch manipulieren, das beherrschen wir, so scheint es jedenfalls.
Im Gegensatz dazu hat Religion etwas Undurchschaubares, das sich dem Verstande nicht so leicht erschließt. Die Philosophen haben sich Jahrtausende lang viel Mühe damit gegeben, die Existenz Gottes zu beweisen und sind daran gescheitert. Nach der Grundüberzeugung der christlichen Religion ist Gott überdies nicht manipulierbar. Schon im Alten Testament war die Magie verboten. Das Neue Testament schloss sich dem an. In der Tat instrumentalisiert der Magier die Transzendenz. Statt Gott in seiner Selbstzwecklichkeit stehen zu lassen, gebraucht er das Unendliche als Mittel zu seinen diesseitigen Zwecken. Nach christlicher Überzeugung ist aber die Religion die Sphäre des Nichtmachbaren, weshalb schon Luther von ‚sola gratia’ sprach, da er befürchtete, dass das spätmittelalterliche katholische Ablasswesen nichts sei, als eine Neuauflage der alten heidnischen Religionen, in denen es durchaus erlaubt war, Gott ins Kalkül der Zweckrationalität einzubeziehen. Religion und Technik scheinen also zunächst einmal massive Gegensätze zu sein.
Eine nähere Betrachtung zeigt jedoch: Der moderne Technisierungsprozess ist selber von einer Art ‚Kryptoreligiosität’ getragen, dem Bemühen nämlich, Grenzen immer weiter hinauszuschieben, bis hin zu regelrechten Unsterblichkeitsphantasien.